Angeln am Kanal

10 Jan, 2020Vom Wasser

Wasser, soweit das Auge reicht. Ostfriesland ist ein Paradies für Angler. Unzählige Gräben, Tiefs, Kolke, Seen und Kanäle prägen diesen Landabschnitt. In meiner Kindheit habe ich überwiegend die zahlreichen Kanäle der Region befischt. Der Kanalangelei bin ich über all die Jahre hinweg treu geblieben, auch beim Fischen auf Karpfen bin ich immer wieder am Kanal anzutreffen. Am Kanal konnte ich vor vielen Jahren meinen ersten selbst erarbeiteten Karpfen fangen. An diesen wunderschönen Spiegler mit Halbzeile erinnere ich mich gerne zurück. Im Jahr 2019 habe ich mich bis auf wenige Ausnahmen, auch durch meinen Wohnsitz bedingt auf Sessions an einen Kanal vor meiner Haustür begrenzt. Durch mehrere Schleusen wird dieser über 70 km lange Kanal in verschiedene Teilabschnitte getrennt. Das von mir befischte Teilstück erstreckt sich über 28km, ohne Schleuse, was die Angelei auf Zielfiche unheimlich erschwert.

Monotone Bereiche soweit das Auge reicht. Wo fängt man an?

Aber braucht man immer Zielfische? Ist die Jagd nach dem Unbekannten nicht auch interessant genug? Eines steht fest. Dieser Kanal wird nicht stark geangelt und der Fischbestand kann als unbekannt eingestuft werden. Wenn der Bissanzeiger ertönt weiß man nicht was da am anderen Ende für ein Fisch hängt und Namen haben diese Fische schon lange nicht. Kurzgefasst, genau mein Ding! Durch kurze Fahrtzeiten war es mir möglich meine Plätze gut vorzubereiten. Vorbereiten ist am Kanal zwar immer etwas schwierig, da die Fische viel ziehen und die Bindung an einen Platz sich als schwer herausgestellt hat, aber dennoch wird die ein oder andere Ration an Ködern die Ausbeute nicht verschlechtern. Was das Füttern jedoch für Probleme mit sich bringt, sollte ich schnell erfahren. Der Bestand an großen Brassen und Alanden, die entweder sehr stark vertreten waren oder standorttreuer zu sein scheinen als die Karpfen, entpuppte sich zur Plage. Dennoch bereitete ich meine Plätze auch mit Partikeln und kleinen Boilies vor, denn Versuch macht klug. Direkt in der ersten Session wählte ich Ködergrößen ab 18 mm aufwärts bis 24mm. Könnt ihr euch vorstellen was ein paar hungrige Brassen oder Alande mit 24mm Boilies innerhalb einer Stunde anstellen, wenn sie erst einmal auf dem Platz sind? Bereits nach einer Stunde, am gut vorgefütterten Platz hing sich direkt der erste Aland auf. Als ich mir den Boilie ansah war ich schockiert und verwundert. Der Aland der dort am Haken hing hatte etwa 50cm Länge. Der ehemals 24mm Boilie hatte noch eine Größe von vielleicht 16mm und wies diverse Unebenheiten auf. Der Abstand zwischen Haken und Köder war dadurch riesig geworden, was allerdings dem Aland egal war, denn er hing super in der Unterlippe. Trotz dieses Problems, was sich während der ersten Session noch häufiger wiederholte, konnte ich dennoch meinen ersten Kanalkarpfen aus diesem für mich neuen Kanal fangen.

Der Anfang ist gemacht.

Trotz der monotonen Uferpartie gibt es an diesem Kanal sogenannte Wildübergänge. Da wir sehr viel Rehwild bei uns haben und diese gelegentlich den Kanal durchqueren, hat sich der Staat überlegt diese Wildübergänge anzulegen. Die durchgehende Spundwand macht es diesen Tieren nämlich unmöglich den Kanal zu durchqueren und sie würden ertrinken. Durch Steinpackungen und unbefestigtes Ufer soll dem Wild der Übergang durchs Wasser ermöglicht werden. An diesen markanten Stellen konnte ich über das Jahr hinweg eine Vielzahl von Karpfen fangen. Die nächsten Sessions verliefen ähnlich wie die Erste und so gelang es mir kontinuierlich meine Karpfen zu fangen. Was macht aber nun diese Angelei so reizvoll?  Der Reiz, der für mich die Angelei am Kanal ausmacht ist die Ungewissheit. Im Gegensatz zu einem kleinen geschlossenen Wasserkreislauf, etwa ein See mit 7ha, ist es schwer in einem Kanal Angaben über den Bestand zu machen. Die Karpfen legen, wie Nomaden, große Strecken zurück und es gehört schon ein Quäntchen Glück dazu zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Durch eine gute Futterstrategie kann man dem aber durchaus entgegenwirken und die Fische länger am Platz halten. Sobald ein Trupp Karpfen am Platz vorbeizieht sind durchaus mehre Fänge in kurzer Zeit möglich.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort kann es Schlag auf Schlag gehen.

Ebenso kann man aber auch problemlos mal drei Tage blank sitzen. Das andere Extrem waren Kurzsessions die mir innerhalb weniger Stunden gleich mehrere Fische brachten. Erfolg und Misserfolg weisen mir den Weg und lassen mich am Ball bleiben. Eines weiß ich aber sicher. Der Kanal wird mich auch in Zukunft wiedersehen und hat mich in seinen Bann gezogen. In Zukunft werden euch noch so einige Sessionberichte von mir über den Kanal erwarten. Die Kamera wird in Zukunft mehr in Benutzung sein und ihr dürft euch über tolle Bilder und spannende Berichte übers Kanalangeln freuen.

Euer Mo