Auf den Punkt gebracht.

2 Jun, 2020Tipps und Tricks

Was ist beim Angeln das Wichtigste? „Location“ wie die Engländer sagen würden. Und das stimmt ohne Zweifel. An der Stelle wo der Köder liegt entscheidet sich ob er von einem Karpfen eingesaugt wird oder nicht. Aber wie genau muss der Köder liegen? Eine gute Frage! An großen monotonen Spots ist eine Abweichung von 3-4 Metern auf einem großen Futterplatz vielleicht noch zu verzeihen. An einem kleinen Plateau oder gar in einer kleinen Krautlücke sieht das Thema ganz anders aus. Da kommt es teilweise auf Zentimeter an. Ich habe in der Vergangenheit immer mit „Marker-Braid“ gearbeitet. Gerade in der Nacht ein tolles Hilfsmittel. Da ich häufig ein Futterboot, ohne GPS und Autopilot, einsetze war die Entfernung und Struktur der Spots für mich immer das Wichtigste. Somit konnte ich mich, auch in der Nacht, orientieren und war immer am Start. 

Zeiten ändern sich und Regeln und Vorgaben ebenfalls. Durch den Missbrauch der Freiheiten einiger Angler kamen in unseren Vereinen im direkten Umfeld immer mehr Verbote auf und diese hatten auch zur Folge das Ruderboote und Futterboote verboten wurden. Nun war es schon schwieriger die Spots auf +-1 Meter genau zu treffen. Wie durch einen Zufall trat genau in dieser Zeit die Thematik „Distance Sticks“ in die Öffentlichkeit. Komisch wie einige Sachen manchmal passieren oder? 

Erst belächelte ich diese Art und Weise noch, aber nach kurzer Zeit fand auch ich heraus, dass doch etwas mehr an dieser Technik ist, als erst gedacht. Ich bin ein Freund von perfekt präsentierten Montagen, darum hatte auch ich in der Vergangenheit immer mit dem Boot oder Futterboot abgelegt. Ich kann nachts nicht schlafen, wenn ich darüber Grübel ob die Montagen vernünftig liegen oder nicht. 

Die Idee mit den Distance Sticks ist so einfach, aber auch so genial, das ich mich im Nachgang frage wieso man nicht eher drauf gekommen ist. Ändert nichts an der Tatsache, dass man diese Sticks auch richtig einsetzen muss. Denn einfach Entfernung messen, Schnur in den Clip und fertig funktioniert dann leider doch nicht. Zumindest sobald die Wassertiefe mehr als 3 Meter beträgt. Ich kann an dieser Stelle nun wieder mit mathematischen Formeln zur Ermittlung des Bogenmaßes kommen, aber das erspare ich euch lieber, da ich nicht die Leute unnötig verunsichern will. Es gibt auf YouTube echt klasse Videos von dem Fox Team aus England, die die geclipten Ruten Unterwasser geprüft haben. Die Resultate sind schon gravierendend und das bei Tiefen von etwa 3 Metern.

So einfach und doch lange nicht genutzt… Mittlerweile zählen Distance Sticks zur Grundausstattung.

Wenn man nun im Herbst auf Spots von 7-10 Metern fischt reicht die obligatorische Rutenlänge mehr oder weniger ganz bestimmt nicht mehr. Und umso kürzer die Entfernung, umso mehr fällt dieser Effekt ins Gewicht. Nicht nur der Wasserwiderstand der Schnur, sondern auch der Schnurbogen während des Wurfes spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ich weiß wir reden hier von Kleinigkeiten die in Tiefen von mehr als 5 Metern aber schon die Montage im Krautfeld landen lassen, als kurz dahinter wo sie eigentlich liegen sollte.

Es gibt ein paar Kleinigkeiten und Tricks die man beachten sollte. Auf diese gehe ich an dieser Stelle einmal genauer ein und führe sie Punkt für Punkt auf.

Wurfposition

Stellt sicher das die Position von der ihr werft immer dieselbe ist, sonst habt ihr Abweichungen die sich auf die Montage auswirken. Als Hilfsmittel können etwa Steine oder Banktsicks dienen woran ihr euch orientieren könnt. 

Wind einplanen

Ich als Nordlicht habe regelmäßig mit Windstärken über 30km/h zu kämpfen. Bei kleinen Würfen bis 30 Metern ist die Auswirkung verhältnismäßig klein. Bei großen Entfernungen von mehr als 100 Metern zum Beispiel, kann ein kräftiger Seitenwind nicht nur die Flugrichtung beeinflussen, sondern der entstehende Schnurbogen „klaut“ einige Meter Schnur. Wer nun meint das dieser Schnurbogen durch das Werfen in den Clip wieder auf null gesetzt wird, der täuscht gewaltig. Einmal verzieht der Schnurbogen der Aufprallpunkt des Bleies auf der Oberfläche und zweitens drückt der Wind nach dem „Clip-Punkt“ wieder in die Schnur und das Absinken der Montage wird über diesen Bogen sehr beeinträchtigt.

Den Clip richtig treffen

Der Idealfall ist, dass man in den Clip wirft und die Montage noch eine Fallhöhe von etwa einem Meter hat. Dadurch springt das Blei nicht zu weit zurück. Das bedeutet es fliegt nicht wieder zurück in unsere Richtung. Das passiert vor allen Dingen, wenn man zu hart in den Clip wirft. In diesem Fall wird die erzeugte Kraft des Wurfes zu abrupt abgebremst und die eingebrachte Energie, erzeugt durch die Massenträgheit und die Dehnung der Schnur, führt dazu das die Montage teilweise 2-3 Meter zurückspringt. Also versucht locker flockig in den Clip zu werfen. Die Rutenstellung ist auch noch wichtiges Kriterium. Eine nach oben gerichtete Rute lässt den Wurf sanfter in den Clip fliegen. Auch das führt zu weniger Rückschlag.

Häufig unterschätzt! Ein guter Schnurclip ist sehr wichtig, um die Kräfte des Wurfes gut zu kompensieren.

Schnurbogen allgemein 

Der Schnurbogen, der zwangsläufig beim Wurf entsteht, ist eine Variable beim Werfen die gerade bei Würfen in hohem Bogen ein Problem darstellt. Es befindet sich sehr viel Schnur in der Luft. Diese Schnur wird bei leichten Bleien und lockeren Würfen nicht komplett gestreckt und somit fehlt uns bereits beim Wurf eine gewisse Länge. 

Das richtige Bleichgewicht

Das Blei spielt eine sehr große Rolle. Ich rede hier nicht von der Form, sondern vom Gewicht. Ein leichtes Blei mit etwa 50-60 Gramm, was gerne für das Anwerfen von Fischen verwendet wird zieht es Schnurbogen nicht heraus. Bleie mit 100 Gramm und mehr sind da bedeutend effektiver. Gut das man das Anwerfen von Fischen eh ohne Distance Sticks macht. 

Wer es richtig macht, kann auch nachts problemlos auf den Meter genau werfen und wird mit schönen Fischen belohnt.

Fazit

Ja viele Einflüsse, und viel Trubel um nichts? Wenn ich ehrlich sein soll, JA! Wir reden hier von einer Präzision bei Entfernungen von 80-120 Metern die in der meisten Fällen eher nicht benötigt wird. Wer ein paar kleine Tipps und Tricks beachtet wird „Bang on the money“ liegen. Merkt euch einfach folgende Hinweise

  • Wenn starker Seitenwind ist, dann versucht ihn so gut es geht mit einzuberechnen. Meine Versuche zeigten bei Windstärken von 40-50km/h (Konstantem Wind nicht in Böen) auf Entfernungen von 100+ Metern etwa eine Rutenlänge mehr.
  • Versucht den Clip so gefühlvoll wie möglich zu treffen und probiert den Clip so nah wie möglich über der Oberfläche zu treffen. Das reduziert den Rückschlag ungemein.

Ich gebe hier mal meine Erfahrungswerte preis. Ich übernehme keine Gewähr für deren Korrektheit. Diese sollen lediglich meine Praxis widerspiegeln. 

  • Entfernung 30-50 Meter Wassertiefe bis 3-5 Meter ohne starken Wind. + 1 Rutenlänge
  • Entfernung 50-100 Meter Wassertiefe bis 3-5 Meter ohne starken Wind + 0,75 Rutenlänge
  • Entfernung 100-150 Meter 3-5 Meter Wassertiefe ohne starken Wind + 0,75 Rutenlängen
  • Entfernung 30-50 Meter Wassertiefe bis 8-10 Meter ohne starken Wind. + 2 Rutenlängen 
  • Entfernung 50-100 Meter Wassertiefe bis 8-10 Meter ohne starken Wind + 1,5 Rutenlängen
  • Entfernung 100-150 Meter 8-10 Meter Wassertiefe ohne starken Wind + 1,5 Rutenlängen

Erläuterungen

Nun fragt man sich eventuell wieso man bei kürzeren Entfernungen weiter überwerfen muss wie bei größeren Entfernungen. Die Antwort liegt im Bogenmaß. Der entstehende Winkel zwischen Aufprallpunkt des Bleies und dem späteren aufkommen auf dem Gewässergrund ist von der Tiefe und der Entfernung abhängig. Das heißt umso näher ich an meinen Füßen fische und umso tiefer das Wasser ist umso mehr muss ich an „extra Schnur“ einkalkulieren, da der Winkel größer wird. Bei Entfernungen zwischen 80-120 Metern gleicht der größere Schnurbogen in der Luft den Winkel aus. 

Ich hoffe ich konnte euch das Thema so praxisnah wie möglich rüberbringen. Wenn Fragen dazu offen sein sollten bitte melden.

Viele Grüße

Euer Thomas