Wir schreiben Anfang April 2020. Selbstverständlich gab es für mich keine Winterpause, denn ich habe mir gedacht, dass auch an kalten Tagen der Bissanzeiger losschreit.
Nun ja, ich konnte Anfang März an einem mir unbekannten Gewässer einen schönen Zeiler fangen, doch mehr passierte nicht.
2 Nächte an einem Altarm der Elbe waren vom Pech verfolgt und haben meine Motivation ordentlich in den Keller gezogen. Erst geht das neue Zelt kaputt, dann hat ein Schiff einen so großen Sog verursacht, dass ich 2 „Fake-Runs“ hatte und dann streikte auch noch der Gaskocher. Bei Temperaturen um 0 Grad mein einzig Vertrauter, der seinen Dienst quittierte.
Dann fing das große Überlegen an….
WAS TUN?!
Da war ja noch mein Vereinsgewässer, wo ich letztes Jahr meinen PB aufstellen konnte und welcher nicht weit weg ist. Ein Freund von mir konnte dort schon ein paar schöne Fische fangen und das gab mir den Anreiz, dort anzufangen.
Die Location stand, da ich durch viel investierte Zeit im letzten Jahr auch schon die Gewässerstruktur kannte und so einen groben Plan hatte.
Lasst das Boot zu Wasser!
Mit Boot, Deeper und Tastblei ausgerüstet ging es dann für ein paar Stunden raus, um zu schauen, wie weit das Kraut schon gewachsen war und ob man vielleicht noch selber etwas Neues finden kann.
Zu meinem Erfreuen fand ich 2-3 Stellen die „neu“ waren und wo das Kraut noch kein Stück gewachsen war. Einzig die Fadenalgen waren bereits vorhanden, aber man kann ja seine Rigs dementsprechend anpassen.
Mein Dienstplan bremste meine Freude auf den Trip und ich musste noch eine Woche warten, um ans Wasser zu fahren. Ihr wisst denke ich, wie lang so eine Woche werden kann oder?!
Die Woche nutzte ich um das Futter vorzubereiten, Rigs zu binden und die Ausrüstung so zu verpacken, dass es dann am Dienstagmittag sofort los gehen kann.
Da war doch das magische Wort FUTTER!?
Wie immer kein Hexenwerk. Seit 2 Jahren fische ich mit vollstem Vertrauen die Scopex Squid Range von Nash und von daher nutzte ich es auch bei diesem Ansitz. 2 Eimer á 5 Kilo mit 12mm und 15mm Boilies. Halbe, ganze gecrushte, Dosenmais und den passenden Baitsoak von Nash drauf. FERTIG.
Um das mit Wasser etwas anzufeuchten nehme ich immer Seewasser, da ich der Meinung bin, dass durch den Besatz und er Vegetation dort das Wasser im See anders „schmeckt“ als aus der Leitung.
Endlich Dienstag früh 5.30 Uhr und Feierabend. Fix nach Hause, dass Auto beladen und los. So war zumindest der Plan. Aber es kommt ja immer anders als man denkt. Ich schlief bis 11.30 und dann ging es ganz in Ruhe los.
Am Wasser angekommen ist es mir persönlich am wichtigsten, dass erstmal die Ruten auf ihren Plätzen liegen, denn eine Rute die nicht im Wasser ist, fängt nichts.
Batterie und Motor ins Boot, Futtereimer, Marker hinterher und dann Ruten zusammenstecken.
Hier an diesem Gewässer fische ich mit einer Safetyclip-Montage, aber in diese hänge ich kein normales Blei ein, denn auf Dauer wird das doch recht preisintensiv und auch wenn Bleie in diesem Aggregatzustand nicht schädlich sein sollen, denke ich, ist es ist besser dafür einen einfachen Stein zu nehmen. Bei den Steinen wird auch nicht gebohrt oder geklebt. Ein Streifen aus einem alten Fahrradschlauch rausgeschnitten, in den Safetyclip gesteckt, den Stein rein und fertig. Natürlich ist nur das Auslegen mittels Boot oder Futterboot machbar.
Also die erste Rute mit ins Boot und los.
Stelle gefunden, Montage abgelegt und nur eine Kelle direkt auf den Platz gekippt. Genau das gleiche Spiel mit der zweiten Montage auch.
Da liegen die Ruten nun auf den Siren´s und das Warten beginnt. So kann ich in aller Ruhe mein Camp aufbauen, etwas aufräumen und insgeheim natürlich hoffen, dass es gleich ordentlich piept.
Vereinzelt sah ich Fische springen und der Wind spielt mir leider nicht in die Karten. Es wird schneller als erhofft Abend und die Sonne verschwindet hinter den Bäumen.
Bevor es ins Bett geht, bringe ich nochmal Futter auf die Plätze. Dank einer App, bei der ich GPS Punkte speichern kann, auch bei Dunkelheit kein Problem.
Kurz zu meinen Rigs und Hakenködern.
Aufgrund der Fadenalgen hatte ich mich dazu entschieden, meine Vorfächer etwas länger als gewohnt zu binden. Zirka 25 bis 30cm. Shrinklink von Nash ist mein favorisiertes Hooklink und als Haken hab ich den Choddy von Nash in der Größe 4 gewählt. Einfache Haarmontage mit einem 24mm Scopex Squid Bodenköder und dazu einen 16mm Pop-Up. Auf der Linken ist es ein gelber und auf der rechten ein orangener Poppi.
Zapfenstreich an Tag eins.
In den Schlafsack gerollt und dem Empfänger im Blick fielen die Augen langsam zu.
Ein kurzer Piepser….Ruhe….und dann das warten, was passiert.
Gegen halb 7 war genau das der Fall und keine 10 Sekunden später endlich der Vollrun.
Im Eiltempo zur Rute, Hand auf die Rolle und hoch damit. Der Moment, wenn man dann den Wiederstand merkt, unbezahlbar!
Eigentlich ist es an diesem Gewässer so, dass man die Fische mit dem Boot holen muss, aber dank dem wenigen Kraut zu dem Zeitpunkt brauchte ich das nicht tun.
„In the net!“ und Nummer 1 ist auf der Haben-Seite. Ein schöner Spiegler mit ein bisschen mehr als 10 Kilo. Fix die Montage wieder rausbringen und dann Fotos mit dem Dicken machen, so war der Plan. Die Rute brachte ich raus und kaum das Stativ aufgebaut, hörte ich einen sehr vertrauten Ton, der mir immer wieder Freude bereitet. Der nächste Run!
Dieser Kollege hat sich etwas mehr ins Zeug gelegt und wollte partout nicht ins Keschernetz. Nach 30min sind wir uns aber einig geworden und da war dann Nummer 2 auch auf der Haben-Seite. Ein schöner dicker knapp 16kg schwerer Schuppi, der scheinbar gut gefrühstückt hat.
Machen wir also eine Fotosession zu dritt.
Fotos und Videos fix gemacht und dann schnell wieder zurück mit den Beiden. Die Rute habe ich wieder rausgefahren und dann gab es erstmal Frühstück, welches ich mir meiner Meinung nach auch wirklich verdient habe.
Nach frischem Kaffee und einem leckeren Frühstück genoss ich den Blick auf die Ruten genoss ich die langsam ansteigenden Temperaturen, da es nachts noch etwas frostig war. Aber zum träumen war keine Zeit…Piep…Piep….Ruhe…..Piiiiiiiiieeeeeeeeep….
Da läuft doch glatt der 3te innerhalb von 3 Stunden ab…
Ein Morgen wie man ihn sich als Angler nur wünscht.
Wieder ein schöner Spiegler mit knapp 10kg. Nachdem ich den Fisch versorgt habe, brachte ich nochmal Futter auf die Plätze, doch es war leider zu wenig und zu spät.
Den Rest des Tages kehrte Ruhe ein. Am Nachmittag beschloss ich, die grobe Kelle walten zu lassen. Alles was ich noch hatte verteilte ich auf meinen Futterplätzen kurz bevor es dunkel wurde.
Am Abend machte ich die Feuerschale an und trieb mich zu einem Bierchen in der Social-Media-Welt herum. Aus einem Zufall heraus schrieb ich dann mit den Jungs von WE LOVE FISHING und schnell wurde mir klar, dass mein Bericht für sie sein wird.
Am dritten Tag bzw. zweiten Morgen war mir leider klar, dass ich das mit dem Futter hätte früher machen sollen, aber etwas Lehrgeld bezahlt man ja immer.
Unter dem Strich kann ich mich nicht beklagen. Drei schöne Fische und wieder ein paar neue Angelfreude in den Kontakten, wo sicherlich auch noch so einiges passiert.
Ich wünsche euch straffe Schnüre und bleibt gesund.
Gruß euer Kay