Wenn ein Plan nicht aufgeht…

8 Apr, 2020Vom Wasser

Es war Anfang April und ich hatte meine erste Session für drei Tage vor mir. Es sollte wieder an den Privatsee, den ich zum Ende 2019 bereits befischt hatte, gehen. Da ich im Vorfeld Futter einbringen wollte, bereitete ich dieses entsprechend vor. Als Futter sollten Grundfutter, Pellets und zerkleinerte und ganze Boilies die Fische auf die Matte bringen. In Mengenverhältnissen von 40% Grundfutter, 40% Pellets in 3-6-8mm folgten noch 20% Boilies. In Summe wollte ich etwa 2kg pro Tag füttern. Wieder „soakte“ ich mein Futter mit reichlich Aminosäuren. 2kg Futter auf 4 Ruten verteilt entspricht dann 500g pro Rute pro Tag. Bei dieser Menge entspricht das 200g Grundfutter, 200g Pellets und 100g Boilies pro Rute. In meinen Augen nicht zu viel, wenn die Fische aktiv sein sollten und die Plätze annehmen.

Ich fuhr am Mittwoch zum See und schaute mir die Situation vor Ort erst einmal genauer an. Die Bäume trugen noch keine Blätter und es sah noch nach stark nach Winter aus. Nach einem Rundgang um den See konnte ich lediglich eine große Anzahl an Wasservögeln ausfindig machen. Von Fischen keine Spur! Wo sollte ich nun fischen? Der See hat einige Flachwasserbereiche, aber alles auf eine Karte setzen, schien mir zu riskant. Daher suchte ich mir einen zentralen Platz am See. Von dieser Stelle aus konnte ich flache sowie tiefere Bereiche, die mir letztes Jahr schon gute Fische brachten, befischen. Mit Hilfe des Futterbootes brachte ich das Futter an die Plätze und war guter Dinge.

Wie im letzten Jahr auch fütterte ich drei Tage lange die Plätze vor. Bereits während der täglichen Fütterung sah ich die Wasservögel auf meinen Plätzen tauchen. Was sollte mir dieses sagen? Wenn die Vögel tauchten war definitiv noch Futter am Platz. Ok, dass schonmal nicht so gut. Aber die Vögel helfen dann dabei, dass der Platz nicht mit zu viel altem Futter zugemüllt ist. Also Glück im Unglück? Die kleinen Pellets und das Grundfutter sollte das Federvieh nicht zu sehr interessieren, daher war ich guter Dinge das die Lockwirkung noch immer groß genug war, um Karpfen an den Platz zu locker, soweit diese aktiv waren.

In den folgenden Tagen stabilisierte sich das Wetter und zur Session selbst war Kaiserwetter gemeldet. Sonnenschein und Frühjahrtemperaturen bis 18 Grad Celsius. Das ist für Ostfriesland schon echt gut! Mein Kumpel sahs bereits in Köln bei 22 Grad am See… Das zum Thema, wann fängt man im Jahr an zu angeln? Je nach Wohnort kann das schon ein paar Wochen unterschied mit sich bringen.

Die Ruten lagen recht schnell. Die Hoffnung auf einen schnellen Biss war groß.

Am Samstag kam ich voll motiviert um 15Uhr am See an und baute zuerst die Ruten auf und fuhr sie mit dem Boot raus. Bestückt waren die Ruten mit drei Schneemännern und einem Spinner-Rig. In die Futterluken legte ich eine Hand voll Futter. Das sollte für einen schnellen Biss völlig reichen, da ich auch nicht wusste wie viel Futter ggf. noch da unten liegen würde. Ich hatte dieses Mal meine Fish-Spy nicht dabei, was mir im Nachgang leidtat!

Nachdem alles zu meiner Zufriedenheit an Ort und Stelle lag, baute ich mein „Camp“ für die nächsten beiden Nächte auf. Den Rest des Tages genoss ich die noch recht frischen 11 Grad und machte mir was zu essen. Ich sahs gerade auf meinem Stuhl und war in „Tief-Chill-Stimmung“, als eine meine Flachwasserruten ablief. Schnell war ich an der Rute und sah wie eine Reiherente an der Oberfläche platschte und ich war ziemlich angesäuert. Ich holte das Nervenbündel ran und hakte es ab. Nachdem die Ente das Weite suchte fuhr ich die Rute neu raus. Den Rest des Abends ging leider nichts mehr und ich legte mich gegen 21Uhr auf die Liege und schlief ein.

Abendstimmung am See. Was wird die Nacht bringen?

Ich wurde nachts mehrfach wach, da ich sehr unruhig schlief, aber von einem Fisch weit und breit keine Spur. Der nächste Morgen lockte mich mit herrlichstem Sonnenschein aus dem Zelt. Ich machte mir meinen morgendlichen Espresso und startete in den Tag. Ich rechnete jederzeit mit einem Biss, doch dieser blieb aus. Hatte ich zu viel gefüttert? Angelte ich an den Fischen vorbei? Ich war und bin noch heute der festen Überzeugung das die Fische aktiv hätten sein müssen.

Gegen späten Vormittag kam meine Frau mit meinem Sohn vorbei. Wir wollte den ersten sonnigen und warmen Tag des Jahres gemeinsam genießen. Ich baute den Grill auf und wir spielten mit unserem 8 Monate alten Sohn in herrlicher Kulisse an einem tollen Baggersee auf der Picknickdecke. Es war das erste Mal das meine Frau mit dem Kleinen für einen längeren Zeitraum beim fischen vorbeikam. Es war die letzten Wochen im Jahr einfach zu kalt gewesen. Nachdem wir bis 15Uhr gegrillt und gechillt hatten, machte sich meine Frau wieder auf den Weg nach Hause.

Ich kontrollierte meine Ruten und beköderte diese für die kommende Nacht neu. Dieses Mal setzte ich auf zwei Schneemänner im tiefen Wasser und zwei Spinner-Rigs im Flachwasser (2-2,5m Tiefe). Der Abend klang gemütlich aus und ich genoss den tollen Sonnenuntergang. Wir hatten es zwei Tage vor Vollmond. Somit eigentlich sehr gute Bedingungen.

Die zweite Nacht war sehr hell.

Der Mond schien sehr hell und hellte die Nacht erheblich auf. Dieses schöne Schauspiel erfreute leider nicht nur mich. Auch die Wasservögel nutzen das nächtliche Licht und gingen auf Boiliejagd. So dauert es nicht lang bis sich gegen 1Uhr nachts eine weitere Reiherente meinen Poppi auf dem Plateau schnappte und mich aus dem Bett klingelte. Na super! Abgehakt und nun? Die Rute wieder mit dem Futterboot fahren? Nein, ich hatte mich bereits während des Enten-Drills dazu entschieden die Schnur in den Lineclip und hängen. Da die Nacht sehr hell war konnte ich am Horizont sehr gut die Peilung nehmen und in den Clip werfen. Somit lag die Rute wieder „Bang on the money“.

Der Rest der Nacht war ruhig, zu ruhig! Am frühen Morgen gegen halb 6 hörte ich ein komisches Platschen. Was war das? Was wohl! Die Enten waren wieder da und machten sich an meinem Futter zu schaffen. Ich ging aus dem Zelt und checkte die Lage. Wieder waren etwa fünfzehn Enten auf meinen Plätzen am Räubern. Ich versuchte die Federviecher zu versuchen, was auch nach ein paar Minuten klappte. Voll motiviert startete ich den angebrochenen Tag. Es war nochmals wärmer geworden und ich sahs im T-Shirt vor dem Zelt und genoss meinen Kaffee in der Morgensonne.

Ich kontrollierte nochmals beide Flachwasserruten und legte eine direkt an die Uferkante. Wenn die Fische direkt im Flachwasser an den Kanten entlang ziehen sollten, dann habe ich da eine sehr gute Chance einen abzugreifen. Jede Mühe war vergebens und ich musste mich ergeben. Gegen 12Uhr packte ich meine Sachen und fuhr sehr enttäuscht nach Hause.

Die flachen Uferbereiche waren mein letzter Joker für die Session.

Was war falsch gelaufen? Ich reflektiere an dieser Stelle mal mein Verhalten und meine Vorgehensweise.

Ich hatte auf Futter gesetzt und mir Plätze rausgesucht die im Spätsommer bis späten Herbst Fisch brachten. War das falsch? Im Nachhinein denke ich nicht, da ich auch rote Zuckenmückenlarven auf den tiefen Ruten (5-5,5m) am Haken aufgespießt hatte. Also natürliche Nahrung war vorhanden. War der Futtereinsatz zu hoch? Naja, in Summe brachte 8kg Futter bei dreimal Vorfüttern ein und 2kg während der 3 Tage am Fischen. Wenn man nun noch bedenkt das 80% Grundfutter und kleine Pellets waren sollte es eigentlich nicht zu viel gewesen sein. Waren die Reiherenten, die bereits während des Vorfütterns auf meinen Plätzen waren gute Indikatoren für das Fehlen der Fische am Spot?

Ich denke hier ganz klar ja! Wenn die Fische dort gewesen wären, dann hätten die Enten nichts mehr zu beißen gehabt. Darauf könnte man achten. Der Luftdruck war zwar instabil, aber so sehr schwankte er nun auch nicht, dass es katastrophale Bedingungen waren.

Der Größte Fehler an dem ganzen war das Gewässer. Ein Baggersee mit 7ha und einer tiefe von bis zu 17 Metern ist nicht gerade das ideale Gewässer fürs Angeln im Frühjahr, wenn man gerade einmal zwei Tage Sonnenschein hat. Das muss ich nächstes Mal ändern.

Bis zur nächsten Session

Euer Thomas